in Anwendungsarchitektur, Business Rules Engine, IT Governance, Low Code, Software-Engineering

Business Rules Engines – wirkungsvoller Hebel zur Flexibilisierung

Seit Anfang der 90-er Jahre beschäftigt mich das Thema der Implementierung von Geschäftsregeln. Am Anfang stand für mich die Frage, wie man die Geschäftsregeln von Versicherungen in einer Weise in Software umsetzen könnte, dass dies nicht mehrfach erfolgen muss. Dazu kam für mich noch der Anspruch, dabei die regelmäßig auftretenden Kommunikationsprobleme zwischen den Entwicklern und den Wissenden der Fachbereiche zu vermeiden.

Das Ergebnis war 1995 ein Produktdefinitionssystem für Versicherungen, dessen Architektur ich von den CAD/CAM-Systemen in der Industrie übernommen hatte. Einerseits ein Definitionsarbeitsplatz (vergleichbar dem CAD-System eines Konstrukteurs) und andererseits eine ausführende Instanz (vergleichbar den numerisch gesteuerten Werkzeugmaschinen). Ausführlichere Informationen dazu gibt es auf Wikipedia und auf meiner persönlichen WebSite hier.

Heute, gut 20 Jahre später erscheint das vergleichsweise logisch, immerhin sprechen wir über 3D-Drucker, die dieses Paradigma für alle möglichen Produkte umsetzen. Erstaunlich allerdings, dass auch heute noch Anwendungen entwickelt werden, in denen die Geschäftsregeln auf Grundlage von Pflichtenheften oder sogar weitgehend unstrukturierten Vorgaben der Fachbereiche von Softwareentwicklern „hart“ codiert werden. Soeben begegnete ich in einem Projekt einem Gutachter, der den Nutzen einer Separierung der Geschäftsregeln von der sonstigen Ablauflogik als unerheblich abtat.

Mittlerweile gibt es eine Reihe von Produkten, die den Ansatz einer Regeldefinition in der Sprache des jeweiligen Fachexperten verfolgen und aus dieser möglichst natursprachlichen Regeldefinition ausführbaren Code erzeugen, der in verschiedene Anwendungssysteme eingebunden werden kann. Ich nenne hier Oracle Intelligent Advice, IBM Decision Center Business Console und die SAP Business Rules Management Technologies.

Anzumerken ist, dass bei Versicherungsprodukten das Zusammenspiel von anspruchsvollen Berechnungen und logischen Regeln eine besondere Herausforderung darstellt, die von den gängigen Business Rules Engines auch heute noch nicht bewältigt werden kann. Das ist aber kein Argument gegen deren Einsatz in zahllosen Bereichen, die solche Anforderungen nicht aufweisen.

Wer sich mit dem Thema der Geschäftsregeldefinition ganz allgemein vertraut machen möchte, findet in der Business Rules Community ein hochinteressantes Angebot. Meine Motivation, dieses Thema wieder verstärkt zu bearbeiten, wurde durch diese Community deutlich gesteigert.

 

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