Im meiner Meinung nach besten Buch zum Thema Risikomanagement, „Bärentango“ von Tom DeMarco und Timothy Lister, gibt es eine Passage, die meine Einstellung zum Risikomanagement nachhaltig geändert hat. Ich muss nämlich zugeben, dass ich unter diesem Titel eigentlich immer nur bürokratische Übungen ohne Mehrwert für die Projektarbeit erlebt hatte. Die Ursache für solche Vorgehensweisen analysieren die beiden Autoren zutreffend. Hier die Passage (ich habe nur ein Beispiel weggelassen):
Unternehmen, die die Notwendigkeit begreifen, Risiken auf sich zu nehmen, neigen zu einem seltsamen Verhalten: In dem Bemühen, positiv zu denken, ignorieren sie die möglichen negativen Folgen der Risiken, die sie eingehen. Das ist eine extreme Variante der Das-schaffen-wir-Attitüde. Weil Risikobewusstsein zumindest einen Anflug von Das-schaffen-wir-nicht-Denken voraussetzt, lehnen manche Unternehmen es rundweg ab. Um der positiven Einstellung willen weigern sie sich, den Schattenseiten eines Projekts ins Auge zu sehen. Gibt es zum Beispiel Faktoren, die gegen Sie arbeiten, die Ihr Projekt möglicherweise zum Scheitern verurteilen, dann erwarten solche Unternehmen, dass Sie darüber einfach nicht nachdenken.
Nun ist natürlich niemand so dumm, alle Risiken zu ignorieren. Leute, die sich auf den Blödsinn einlassen, Risiken zu ignorieren, gehen wählerisch vor. Typischerweise werden all die kleineren Risiken (diejenigen, die sich hoffentlich durch geschicktes Management abfangen lassen) peinlich genau aufgelistet, analysiert und überwacht. Nur die wirklich bösen Risiken werden ignoriert.
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Das ist kaum ein Rezept für ein vernünftiges Risikomanagement. Wenn Sie auf Risiken zugehen wollen, statt vor ihnen wegzulaufen, müssen Sie dem, was auf Sie zukommt, mutig ins Auge sehen.
Darüberhinaus bringen die beiden Autoren eine ganze Reihe von Vorschlägen, wie man es richtig macht. Den Satz: „Risikomanagement ist Projektmanagement für Erwachsene“ finde ich auch sehr treffend und er wird vor dem Hintergrund des Zitates auch klarer.