in Psychologie des Projektmanagements

Vertrauen hat zwei Aspekte – nicht immer weisen diese in dieselbe Richtung?

Dass Vertrauen für die erfolgreiche Zusammenarbeit in Projekten wichtig ist, gehört zu den Allgemeinplätzen. Win-Win ist ein oft gehörter Begriff, dahinter steckt das spieltheoretische Modell des Gefangen-Dilemma. Ausführlicher habe ich mich mit diesem Thema in zahlreichen Trainings beschäftigt, eine Zusammenfassung kann man auf meiner Website hier nachlesen.

Ich meine allerdings, man sollte zwei Arten von Vertrauen unterscheiden. Das in Analogie zum Kommunikationsmodell von Watzlawick, das Sach- und Beziehungsebene unterscheidet.

  • Vertrauen auf der Beziehungsebene: Ist meist gemeint, wenn man von Vertrauen spricht. Man schreibt anderen Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Fairness etc. zu (oder eben nicht).
  • Vertrauen auf der Sachebene: Traue ich jemand eine Leistung zu (Arzt, Pilot, ProjektleiterIn oder Teammitglied, Berater, …).

Beide Aspekte korrelieren in der Praxis: wir gehen davon aus, dass jemand, der etwas gut kann, das auch für einen guten Zweck einsetzt. Es gibt aber auch Experten, denen man auf der Beziehungsebene ganz und garnicht traut. In Projekten kann man aber unter den gegebenen Rahmenbedingungen auf ihre Mitwirkung oft nicht verzichten.

Wir sollten beim Staffing von Projekten zwischen diesen beiden Arten von Vertrauen klar unterscheiden und darauf achten, dass die Sachebene nicht zu kurz kommt. Lauter „nette“ Leute können ein Projekt in den Sand setzen. Man muss manchmal einen schwierigen Mitmenschen bewusst einsetzen und ertragen. Es geht in Projekten eben nicht nur um social skills, wenn man das Projektteam zusammenstellt.

Gibt es Wechselwirkungen zwischen diesen beiden Arten des Vertrauens?

Wenn wir das Bild zu diesem Beitrag interpretieren, so können wir davon ausgehen, dass der Vater das Vertrauen des Sohnes nicht enttäuschen will. Er könnte jedoch daneben greifen. Dann wäre das Vertrauen in seine Fähigkeit, zum richtigen Zeitpunkt zuzupacken (Vertrauen auf der Sachebene), enttäuscht worden. Ob das auch Auswirkung auf das Vertrauen auf der Beziehungsebene hat, hängt von vielen Faktoren ab, z.B. der Häufigkeit solcher Ereignisse. Auch wenn es sich um zwei grundsätzlich voneinander unabhängige Faktoren handelt, sind Wechselwirkungen nicht auszuschließen. Wer z.B. nicht in der Lage ist, seine Fähigkeiten realistisch einzuschätzen und daher immer wieder Zusagen macht, die nicht halten, muss mit einem Vertrauensverlust auf der Beziehungsebene rechnen.

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